Unser „Sommerpavillon“. Das Jahr 1946: Es war Nachkriegszeit, meine Mama wohnte mit ihren vier Kindern in einem Wohnasyl in Graz. Mein ältester Bruder war gerade 13 Jahre alt. Ein Bruder war gerade erst im Februar 1946 geboren worden.

Unser Papa war in einem entfernten Männerasyl in Graz untergebracht. Männer und Frauen wurden damals stets getrennt in verschiedenen Asylen untergebracht.

Unser Papa – er hatte schon seit seiner Kindheit ein schweres Herzleiden – war gelernter Schuster, es war eine sitzende Arbeit, welche für seinen Gesundheitszustand nicht förderlich war. Also war mein Papa – wie auch viele andere Väter – von seiner Familie getrennt. Zweimal im Monat durften alle Ehemänner und Familienväter ihre Frauen und Kinder im Frauenasyl für einige Stunden besuchen.

In unserem Frauenasyl, in dem meine Mama mit uns Kindern lebte, hatte Herr HELMUT, als Asylverwalter, das Sagen. Unter seiner Führung lebte meine Mama damals zusammen mit ihren vier Kindern (2 bis 13 Jahre jung) auf ca. 11 Quadratmetern.

Herr HELMUT ermöglichte es durch seinen persönlichen Einsatz, dass unser gesundheitlich geschwächter Papa zu uns ins Frauenasyl ziehen durfte.

Unser gemeinsamer Wohnraum (im Stockwerk direkt unter dem riesigen Holzgiebel) umfasste ca. 11 m2 Wohnfläche, mit nur einem Giebeldachfenster, direkt an der Dachschräge des Dachstuhles. Ständig drängte sich Frischluft durch alle Ritzen und Spalten des hölzernen, alten Dachstuhles in unser gemütliches Familiennest. Laut meinem ältesten Bruder wurden abends Matratzen ausgelegt, aus Platzmangel gab es keine Betten. Das große Matratzenlager glich einer großen Spielwiese. Morgens wurden die Matratzen wieder an die Wand gestellt.

So einfach war es damals.